
Wir sind zwei Indische Laufenten und gehören irgendwie seit einigen Jahren mit dazu. Unser Frauchen suchte nämlich eine vernünftige Lösung, der Schneckenplage in ihrem wunderschönen Garten Herr zu werden.
Und da Schnecken neben Asseln und Würmern unsere Leibspeise sind, dürfen wir nun jeden Tag durch den Garten wandern, unsere Schnäbel überall hineinstecken (was sonst ja wohl bei Menschen nicht so beliebt ist) und es uns gut gehen lassen. Und gut geht’s uns wirklich! Wir haben einen feinen Stall, der uns nachts vor Füchsen und Mardern schützt, und einen Teich nur für uns. Den meint unser Herrchen allerdings öfter sauber machen zu müssen; angeblich soll er unangenehm riechen!
Am Abend bekommen wir immer eine Schüssel Körner. Die soll irgendwie auch als Lockmittel dienen, uns in den Stall zu bekommen. Aber wer geht schon freiwillig ins Bett, wo es doch draußen noch so viel zu entdecken gibt. Und dann machen wir uns einen Spaß und rennen immer wieder am Stall vorbei, bis unsere Menschen es für ein paar Minuten aufgeben. Soll doch einer sagen, wir wären dummes Federvieh!
Sie hat aber öfter eine Hacke in der Hand und da lohnt es sich auch hinterher zu rennen; irgendetwas Eßbares kommt bei der Arbeit immer ans Licht. Harken sind im Gegensatz zu Spaten und Hacken völlig uninteressant, dabei passiert absolut nicht, so daß man getrost weiterdöseln kann. So sieht es also aus, unser Entenleben! Und wenn uns die Vogelgrippe weiter verschont, werden wir in Zukunft noch mehr von uns berichten.
Bis dahin ein freundliches Nak Nak! Leider gibt es unerfreuliche Nachrichten. Nicht die Vogelgrippe hat uns erwischt, sondern der Fuchs meine Freundin Emma. Er kam ganz überraschend, hat Emma getötet und mich, Hedwig, schwer verletzt. Dank meiner Menschen bin ich zwar wieder wohlauf, aber es ist doch sehr einsam.
Mit keinem kann ich mich mehr über die leckeren Würmer und Schnecken unterhalten und auch das Planschen im Teich ist nicht mehr das, was es mal war. Es gibt zwar jemanden Neues in meinem Leben, aber ob er der Wahre ist…. Er heißt Friedrich und ist ein Katerfindelkind, daß meine Menschen aufgepäppelt haben. Mittlerweile habe ich ihm seine Grenzen gezeigt und er respektiert mich. Wenn es dunkel wird, hilft er, mich in den Stall zu bringen. Er macht das sehr gut, so daß ich kaum noch dazu komme, eine Ehrenrunde am Stall vorbeizudrehen. Aber auch das war zu zweit lustiger.


Aber Helene beschloß zu brüten, und noch dazu auf tauben Eiern. Sie hofft also nun, irgendwann einmal Entenmama zu werden und nimmt auch ihre Brutpflichten sehr Ernst. Leider!!! Denn nun bin ich wieder allein auf Schneckenjagd unterwegs;aber vielleicht hat sie ja irgendwann den Schnabel voll und kommt mit in den Garten. Schließlich müssen wir doch gemeinsam unseren neuen Kater Emil begrüßen, Friedrich wurden nämlich Opfer eines Unfalls.
Nun hoffen wir alle, daß Emil etwas vorsichtiger ist und wir noch viel Spaß gemeinsam haben! Das neue Jahr ist nun auch schon ein paar Tage alt und wir haben den langen Winter gut überstanden. Nun genießen wir jeden Tag, an dem wir unsere Schnäbel in die Erde stecken können, um dort nach Schnecken, Asseln und anderem Gewürm zu suchen.
Alles wäre so schön, wenn unser Frauchen nicht beschlossen hätte, uns falsche – wenn auch „echte“ Eier unterzuschieben. Sogar ein Nest hat sie gebaut, denkt wohl, wir lassen uns zum Brüten überreden! Nein, das machen wir so, wie es uns paßt,auch wenn es nichts wird! Aber wie wir sie kennen, wird sie wohl noch so einige Tricks anwenden, um uns zu Entenmamis zu machen. Mal sehen, was daraus wird!
Früh vertrete ich mir mal schnell die Beine, springe in den Teich und fang mir ein paar Leckerlis auf der Wiese-aber dann rufen die Pflichten. Also wieder rein in den Stall und die Eier warm halten. Zwischendurch und gegen Abend gönn ich mir dann noch mal einen kurzen Ausflug-mir schlafen ja die Beine ein vom langen Sitzen! Und dabei darf ich ja nie vergessen, die Eier schön zuzudecken, damit sie nicht kalt werden… Und aufpassen muß ich, dass sie mir keiner stibitzt- einige hat schon jemand geholt, weiß bloß nicht, wer es war.
Aber wenn ich den erwische!!! Nun ist meine Brütezeit vorüber und ich bin keine Entenmama geworden! Hab mir so viel Mühe gegeben und es hat einfach nicht geklappt… Kann nun mit Hedwig den ganzen Tag über wieder auf Schneckenjagd gehen. Und so wie ich meine Menschen gehört habe, startet im Frühjahr ein neuer Versuch!


Mittlerweile sind wir nun zu dritt, zwei junge Entendamen begleiten mich nun durch meinen Garten. Alma und Minna müssen sich noch etwas eingewöhnen und sind mir manchmal etwas zu laut und kindisch, komme halt in die Jahre, wo Ente etwas mehr Ruhe braucht. Aber es tut gut, nicht mehr allein auf Schneckenjagd zu gehen.
Der Fuchs war da! Frauchen hat es nachts bemerkt – und da war es schon zu spät. Alma hat es leider nicht geschafft, Janosch rettete sich, schwer verletzt und ich, alte Entendame von 11 Jahren! bin wieder auf den Teich geflüchtet, wo der Rote keine Chance hat. Aber irgendwie muss er mich auf dem Weg dahin doch erwischt haben, hatte dann so meine Sorgen mit dem Gleichgewicht, kippte immer um, kam nicht aus dem Teich. Hab mich richtig alt gefühlt, kann ich Euch sagen! Auf jeden Fall werden wir nun sicherheitshalber nachts eingeschlossen und hoffen, dass der Fuchs nicht auch das Schloss noch aufbekommt.
So einen schönen Winter hatten wir lange nicht! Kein Schnee und keine Kälte! Was für eine Wohltat für meine armen alten Watschelbeinchen. Irgendwie ähneln die auch immer mehr, der einer superalten Ente. Gar nicht so schick orange wie die von Herrn Erpel… Aber jetzt wo Frauchen gelesen hat, dass wir eigentlich nur 10 Jahre alt werden sollen, ist mir das egal-bin ja schließlich fast 12!!! Da soll es auch so ein Rekordbuch geben-vielleicht schaffe ich es ja noch, da einmal drin zu stehen. Drückt also alle die Daumen, dass Fuchs und Vogelgrippe einen Riesenbogen um uns machen!
Die Schneckensaison hat begonnen und ich habe das dumme Gefühl, dass Frauchen mit unserer Arbeit nicht so ganz zufrieden ist. Na bei mir ist das ja kein Wunder. Ich bin alt, der Hals von den vielen Fuchsbissen vernarbt-wie sollen da die Schleimer schmecken?! Und Herr Erpel leidet seit der letzten Fuchsattacke im vergangenen Jahr unter Verfolgungswahn. Allem und jedem muss er hinter herflitzen, da bleibt keine Zeit für Schnecken….
Nun ist schon wieder ein Winter vorüber und ich hab Frauchen immer mal gehört, wie sie so meinte, dass ich in meinem Alter den Winter sicher nicht überstehe. Klar ist es jedesmal eine Tortour ohne Badewasser, kaum was Grünem und so viel Dunkelheit. Aber nicht mit mir! Ich will ins Guinessbuch der Rekorde! Bin nämlich vor kurzem 13 gworden! Ja! Ihr habt richtig gelesen. 13!!! Und seit der Frühling Einzug gehalten hat, fühl ich mich so fit wie lange nicht mehr. Alos stehen wohl die Chancen gut. Und da ich ja verblüffte Menschengesichter mag, hab ich mir eine Überraschung ausgedacht. Frauchen kommt in den Garten um unseren Stall aufzumachen-ich hab mich versteckt, um alles gut mit zubekommen-als ich sie laut lachen höre. Nach zwei Jahren fand ich es nämlich an der Zeit, noch mal ein Ei zu legen. Könnt Ihr Euch das Gesicht vorstellen?! Es war für mich schon ziemlich anstrengend und ob ich es noch mal schaffe, weiß ich nicht. Aber es hat sich gelohnt…
Und ich habe es geschafft! Ei Nummer 2 ist gelegt, soll einer was über alte Entendamen sagen…
Wir sind Mutti!!! Es hat geklappt und ich bin das erste Mal Mutti geworden. Leider ist es ein Einzelkind und damit es nicht so einsam ist, wurde noch ein zweites Küken mitgegeben. Nun sitzen die beiden in einer tollen Kiste, starten die ersten Ausbruchsversuche- und das im zarten Alter von zwei Tagen! Essen und Trinken schmecken prima, besonders Milchbrötchen sind lecker. Bloß mit dem Stehen und Laufen klappt es manchmal noch nicht ganz so,d.h. die beiden kippen eben einfach mal um. Aber als alte erfahrene Entendame weiß ich, das wird schon. Nun warten wir noch auf die letzten Eier aus der Brutkiste und dann ist der Nachwuchs komplett!
Der Wahnsinn! Es gibt noch vier mal kleinen Nachwuchs! So ein Gewusel. Die beiden „Alten“ müssen die Mamarolle übernehmen ob sie wollen oder nicht. Die Kleinen kuscheln was das Zeug hält und schauen sich alles Wichtige ab. Die ersten Schnecken im Miniformat wurden schon verkostet und als sehr lecker befunden und auch ein Kopf Salat hatte keine lange Überlebenchance. Es geht uns also richtig prima. Nur wird langsam die Kiste zu klein und die Großen schauen schon mehr als neugierig über den Rand. Die Frage ist, ob Frauchen es toll findet, wenn ihr Büro von uns heimgesucht wird. Aber sie scheint ein Erpel-Katzen und generell sicheres und für kleine Enten geeignetes Freigehege bauen zu wollen. Schaun wir mal! Schließlich wollen wir bald die große Welt entdecken….
Viele Monate sind ins Land gegangen und von der munteren Entenschar sind nur noch Herr Erpel und mein kleiner Mickerling übriggeblieben. Sie vertragen sich wunderbar und sind mit Jasper, unserem neuen roten Katerchen ein eingespieltes Team. Schnecken mögen beide nicht so-was für eine Laufentenschande! Habe schon beobachtet, wie eine dicke Nacktschnecke im Stall umher gekrochen ist und keiner hingeguckt hat…da fehlen mir die Worte. Aber das stört Frauchen scheinbar alles nicht so.
Sie mag es, wenn die Beiden durch den Garten watscheln und vor sich hin naken. Und es hätte alles so schön weiter gehen können, im Laufentenschlaraffenland…bis vor einigen Tagen wieder ein großer Roter mit reichlich Appetit aufgetaucht ist. Erst mußten die hübschen Nachbarsenten-mit denen haben wir so gern über den Zaun geschnattert- dranglauben, tja und dann waren wir dran. Alles ging ganz schnell und wir haben unser Frauchen am Abend aus dem Entenhimmel beobachtet, wie sie uns wie immer in unser Strohbett bringen wollte. Keiner von uns konnte kommen, sie hat ganz verzweifelt gesucht, sogar eine Taschenlampe hat sie geholt und nach Spuren geschaut. Und nichts entdeckt! Wir können es uns selbst noch nicht erklären, wie alles passiert ist. Jedenfalls sind wir jetzt bei Hedwig und haben reichliche Gesprächsstoff. Unser Frauchen tut uns dabei schon leid, 15 Jahre Laufentenära sind nun jä zu Ende und übrig ist nicht einmal eine Feder. Aber es war eine wunderschöne Zeit für uns alle!
Ende