Das 22. Türchen  steckt zwischen den Jahren

Mit der Wintersonnenwende beginnen die zwölf  Rauhnächte

In den Rauhnächten zwischen Heilig Abend und dem 6. Januar zieht die alte Göttin Holla, unsere Frau Holle, oftmals in der Gestalt der Percht umher. Diese Zeit wird als eine Übergangszeit, eine Niemandszeit gesehen, wie auch die heute noch gebräuchliche Bezeichnung „zwischen den Jahren“ deutlich macht. Die Tage, vor allem aber die Nächte fallen aus dem normalen Leben heraus. Der Schleier zwischen den Welten ist in diesen Tagen äußerst dünn. So wird fleißig orakelt, prophezeit – Wunder geschehen. Wobei das „größte Wunder“ das ist, dass gerade zu Beginn des Winters, also in der kältesten Jahreszeit das Licht täglich wieder ein wenig stärker wird.

Die Rauhnächte stellen einen Spalt in der Zeit dar, eine Lücke im normalen  Kalenderlauf. Sie entstand, als man vom Mondkalender abkam und sich an der Sonne auszurichten begann. Ein Mondjahr dauerte etwa 354 Tage, ein Sonnenjahr aber elf Tage bzw. zwölf Nächte länger, nämlich 365. Um beide auszugleichen, hängte man an das Mondjahr also die fehlenden Tage als eine Besonderheit an – als Rauhnächte

Beide Kräfte, Sonne und Mond, deren Wirken und Wirkung auf den Menschen höchst unterschiedlich ist, werden mit dieser Zeit „zwischen den Jahren“ ausgeglichen. Daraus wird deutlich, warum es eine Zeit erhöhter Spannung und gleichzeitig tiefer Einsichten sein kann.

Die Zeit ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes aus den Fugen. Und das bleibt nicht ohne Folgen.

  • Der Himmel öffnet sich und die Tore zu all den Anderswelten werden weit und lassen die vielfältigsten Wesen und Gestalten zur Erde strömen. Dort wimmelt es dann für zwölf Tage und vor allem Nächte nur so von Geistern, Gespenstern, Tierwesen, aufgescheuchten verlorenen Seelen, aber auch Göttern und uns wohlgesonnenen Kräften. Mit ihnen allen umzugehen, das ist wohl die Herausforderung und zugleich der Segen dieser Zeit.
  • So ist es nicht verwunderlich, dass die Rauhnächte heute von sehr vielen Menschen als ideale Zeit angesehen werden, sich über wesentliche Fragen des Lebens per Orakel Klarheit zu verschaffen und nicht zuletzt einen ersten kleinen Blick auf Zukünftiges zu erhaschen.
  • Da das Jahresrad stillstand, durfte sich zu der Zeit auch kein Rad drehen. Es durfte nicht gewaschen, gesponnen, gearbeitet werden.
  • Das Spinnrad stand in magischer Verbindung zu den göttlichen Schicksalsspinnerinnen: was jetzt gesponnen wurde, verwirklichte sich-wer ein Hemd nähte, nähte sein Totenhemd, wer Wäsche wusch, bekleidete den Totenhof. Überlieferungen, die mir schon meine Mutter erzählte und die ich selbst auch wieder weiter gebe. Und ich bin mir sicher, dass auch hier schon davon gehört habt.
  • Eine magische Zeit voller Rituale, Geschichten und Bräuche wartet auf euch…